Wurde Ihnen die Diagnose Prostatakrebs gestellt, kann Ihnen Ihr Arzt vorerst zur aktiven Überwachung raten anstatt sofort mit einer Behandlung zu beginnen. Vorausgesetzt Ihr Arzt schätzt die Wahrscheinlichkeit, dass der Krebs bei Ihnen Symptome oder Probleme verursachen könnte, als sehr gering ein, kann diese Option zur Anwendung kommen und hat den Vorteil, dass Nebenwirkungen einer Prostatakrebsbehandlung vermieden werden können.
Prostatakrebs: wann behandeln – wann beobachten
Bestimmte Arten von Prostatakrebs wachsen sehr langsam. Ihr Arzt kann daher zu dem Schluss kommen, dass für Sie wahrscheinlich keine wesentliche Bedrohung durch den Krebs besteht. Dies trifft insbesondere dann zu, wenn der Krebs örtlich begrenzt ist, also nicht über die Prostata hinaus gestreut hat.
In diesem Fall werden Sie und Ihr Arzt regelmäßige Tests statt einer sofortigen Therapie vereinbaren. Ärzte bezeichnen diese Herangehensweise als aktive Überwachung (engl. „Active Surveillance“). Indem nicht voreilig mit einer Therapie bei Krebs begonnen wird, der voraussichtlich gar keine Bedrohung darstellt, können vielen Männern die mit einer Behandlung verbundenen Nebenwirkungen erspart werden.
Aktive Überwachung oder aktive Beobachtung bedeutet, dass Ihr Arzt in regelmäßigen Untersuchungen genau kontrolliert, wie bzw. ob der Krebs fortschreitet. Dies trifft in erster Linie auf Prostatakrebs zu, der vom Arzt als
- langsam wachsend oder
- mit einem sehr niedrigen Risiko, Symptome zu verursachen,
eingestuft wird.
Behandlung von Prostatakrebs: Was bedeutet „Active Surveillance“ in der Praxis?
Zur aktiven Beobachtung von Prostatakrebs mit niedrigem Wachstumsrisiko zählen folgende Maßnahmen:
- Rektumuntersuchung: Alle sechs Monate
- PSA-Test: Zweimal jährlich. Dieser Bluttest wird häufig zum Screening von Prostatakrebs angewendet und ermittelt den Anteil an prostataspezifischem Antigen (PSA) in Ihrem Blut.
- Biopsie: Einmal pro Jahr (bis Ihr Arzt größere Abstände als gerechtfertigt ansieht)
- MRT-Scan: In manchen Fällen notwendig, um detailliertere Informationen des Prostatakrebses zu erhalten, falls sich aufgrund Ihrer vorherigen Testergebnisse Unklarheiten ergeben haben.
Behandlung von Prostatakrebs: Wann Beobachtung unter regelmäßiger Kontrolle ausreicht
Ihr Arzt wird eine Reihe von Faktoren in Erwägung ziehen, um sicherzugehen, dass diese Herangehensweise die richtige für Sie ist. Zu diesen gehören:
- Gleason-Score: Dieses Bewertungssystem stuft Prostatakrebs hinsichtlich seines Wachstumsmusters in unterschiedliche Grade ein. Ebenso gibt es Aufschluss über die Wahrscheinlichkeit einer Streuung des Krebses. Ein Gleason-Score unter 7 ist mit einem niedrigen Risiko gleichzusetzen und kommt daher für die aktive Überwachung in Frage.
- Biopsie-Ergebnis: Eine Prostatabiopsie (Entnahme von Gewebeproben aus der Prostata) ist heutzutage die einzig sichere Methode zur Diagnose von Prostatakrebs. Nach einer Biopsie kann der Arzt feststellen, wie viele der entnommenen Gewebeproben Krebszellen enthalten. Weisen drei oder weniger Proben Krebszellen auf, wird Ihnen Ihr Arzt wahrscheinlich vorerst zur Beobachtung anstatt zu einer sofortigen Therapie raten.
- PSA-Testergebnis: Der PSA-Test ist das Standardverfahren, um das Risiko für Prostatakrebs zu eruieren. Ärzte verwenden das Testergebnis zusammen mit Informationen zur Größe Ihrer Prostata, um Ihre PSA-Dichte zu messen. Ist Ihre PSA-Dichte niedriger als 0,15 brauchen Sie wahrscheinlich nicht umgehend eine Therapie.